Sicher und mit Spaß im Bus auf Füßen
Morgens kurz vor acht in Deutschland. Vielerorts rücken Armadas von Elterntaxis vor Schulen an, um den Nachwuchs vermeintlich sicher zur Bildungsstätte zu chauffieren. Die Folge sind unübersichtliche und gefährliche Situationen, kurz: absolutes Chaos. Hallbergmoos macht da keine Ausnahme, vor allem bei schlechtem Wetter: „Es spielen sich oft Dramen am Freiherr-von-Hallberg-Platz ab. Irgendeine steht quer, kann nicht wenden, dann kommt der Schulbus mit den fahrberechtigten Schülern nicht weiter und steckt fest“, kritisiert Schulreferentin Silvia Edfelder das Verhalten der Eltern scharf. „Das ging schon so weit, dass der Notarzt bei einem Einsatz vor kurzem sonst wo parken musste, das soll so nicht mehr vorkommen.“ Schulleiter Rudolf Weichs stimmt zu: „Die verstopfte Straße ist wirklich ein Problem, zwischenzeitlich, während des Wechselunterrichts war es besser, aber es hat sich wieder verschärft.“
Der Bus nimmt Fahrt auf
Mit dem Argument „ja aber, der Verkehr ist so schlimm“, will die Generation „Helicopter-Eltern“ ihren Bring-Service entschuldigen. „Der Verkehr ist schlimm, weil die Eltern immer wieder das komplette Durcheinander vor der Schule verursachen“, entgegnet Referentin Edfelder. Abhilfe soll seit langem der „Bus auf Füßen“ schaffen. Kinder, vor allem aus der ersten und zweiten Klasse, „steigen“ an festgelegten Haltestellen zu und gehen im „Bus“, also in Gruppen, zu Schule. Dabei begleitet sie ein Elternteil, die die Termine untereinander abklären. „Das klappt hervorragend. Es gibt vier festgelegte „Linien“, die eins und die drei laufen top, vor allem sind die Kinder sehr diszipliniert“, lobt Silvia Edfelder. „In „Linie“ zwei und vier sind bisher nur vereinzelte Gruppen. Sie verlaufen durch Gebiete, in denen noch nicht so viele Kinder leben.“
„Bewegung, Kommunikation und das Selbstbewusstsein, es alleine zu schaffen und sozusagen wie die Großen zu sein, sind für die geistige und körperliche Entwicklung Meilensteine“, Silvia Edfelder, Schulreferentin.
Vertrauen in die Kinder setzen, macht sie stark
Untersuchungen bestätigen positive Aspekte solcher Projekte: „Bewegung, Kommunikation und das Selbstbewusstsein, es alleine zu schaffen und sozusagen wie die Großen zu sein, sind für die geistige und körperliche Entwicklung Meilensteine“, betont Edfelder. Gerade während der Pandemie, in der viele sportliche und soziale Aktivitäten kaum oder nicht möglich sind, sei es förderlich, wenn sich Kinder auf diesem Weg austauschen können. Jeder finde seine Rolle in einer Gruppe, ist die Mutter überzeugt: „Unabhängig vom Alter: Der eine kann besser antreiben, einer zusammenhalten und es ist immer jemand dabei, der die Regeln sehr genau nimmt, der Schnellere zieht den Langsamen mit. Kinder regeln das untereinander selbst, die Selbständigkeit ist da.“ Schulleiter Weichs bestätigt: „Der Bus mit Füßen ist ein Paradebeispiel dafür, dass Kinder eine bestimmte Strecke bei jedem Wetter schaffen können. Sie lernen Verkehr besser einzuschätzen, es wirkt sich positiv auf die Entwicklung ihres Selbstvertrauens aus.“
Nachjustieren
Ständig beschäftigt sich die Schulreferentin mit Konzepten für den sicheren Schulweg. Ein Beispiel sei die Hauptstraße an der Ampel in Höhe des Goldachmarkts, eine Stelle, die eine besondere Gefahrensituation darstelle: „Die Kinder überqueren die Straße bei grün, aber da donnern Lastwagen vorbei. Hier wünschen wir uns im Sinne der Sicherheit für die Kinder eine Schulweghelferin.“ Das sei mit Kosten verbunden, die der Gemeinderat genehmigen müsse, ist sich Edfelder bewusst. Auch bereiten ihr die Straßenlaternen Sorge: „Sie schalten abends zu spät ein und morgens zu früh aus. Speziell bei jetzigen Witterungsverhältnissen mit Nebel, übersieht man schnell Kinder, vor allem, wenn sie alleine oder zu zweit gehen.“ Am einfachsten sei es, die Lampen länger anzulassen, so die Überlegung Edfelders: „Aber solange das nicht ist, appelliere ich dringend an die Eltern auf helle Kleidung am besten mit zusätzlichen Reflektoren zu achten.“
Ruhig und ohne Verkehrschaos vor der Schule, wünscht sich Schulreferentin Silvia Edfelder. Kinder schaffen es alleine geordnet und sicher zur Schule zu kommen.
Für Sie berichtete Manuela Praxl.