Der Mäusefroschkrieg: Das gesamte Ensemble vor Schloss Erching
Der Froschmäusekrieg
Es ist eine brandaktuelle Geschichte von Krieg, der zwischen den Gegnern immer weiter eskaliert. Schließlich greift Mutter Natur ein und verhindert so die gegenseitige Ausrottung. Nach dem vom Bezirk Oberbayern mit dem Integrationspreis ausgezeichneten Theaterprojekt „Faust der Frauen“, zeigt der Hallbergmooser Kulturverein udei vor wenigen Tagen die Fabel vom Froschmäusekrieg als Puppenspiel im Schlossgut Erching. „Der Erzähler Jakob Balde lebte vor 400 Jahren. Er war Schriftsteller und Lehrer und unterrichtete Albrecht Sigismund, Fürstbischof von Freising und Prinz der Wittelsbacher“, erklärt Regisseur Thomas Goerge. „Das Jagdschloss in Erching ließ Sigismund im 17. Jahrhundert bauen. Balde war dort zu Besuch.“ Wie oft in seinen Projekten, setzt Goerge in dem Spiel auch auf Laiendarsteller, darunter Jungen und Mädchen zwischen sieben und elf Jahren. Bis auf einen Gymnasiasten besuchen alle die Grundschule in Hallbergmoos. Die Bühne mit einer gemeinsamen Rauminstallation von Künstlerin Anja von Wins und Thomas Goerge, befindet sich nicht in einem Theater, sondern in einem Geräteschuppen des Erchinger Schlosses. Komponist und Pianist Vladimir Genin verantwortet die musikalische Leitung.
Goerge schlüpft in die Rolle des Jakob Balde und erzählt die Geschichte vom Mäuseprinz, der vor einer Katze flieht und an einen Teich den Froschkönig trifft, der ihm sein schönes Reich aus Seerosen und Schilf zeigen will. Die Maus setzt sich auf den Rücken des Froschs, bekommt es aber mit der Angst, als sie eine Wasserschlange sieht. Schnell taucht der Frosch unter und die Maus ertrinkt. Um ihren Prinzen zu rächen, erklären die Mäuse den Fröschen den Krieg. Doch der Mäuseprinz kann sich retten. Das aber verheimlichen die Mäuse, weil sie schon seit jeher einen Uferstreifen begehren. Vom Olymp aus beobachten die Götter Zeus, Hera, Athene und weitere das Geschehen. Niemand will den Mäusen oder Fröschen helfen. So betrachten sie das Kriegsspektakel auf den Feldern von Erching bis sich die beiden Völker beinahe ausrotten. Das aber dürfe nicht passieren sagt schließlich die Göttin der Natur Gaia. Mit der Natur sei wie mit der Musik: Fehle eine Note, stimme die Melodie nicht mehr. Durch die Hilfe des Sternenbilds Krebs gelingt es Frieden zwischen den beiden zu stiften. Allerdings träumt Jakob Balde die Geschichte. Nachdem er erwacht, weiß er, was er tun muss. Balde macht sich ans Werk und schreibt seinen Traum vom Froschmäusekrieg nieder, in der Hoffnung, Kinder würden sie irgendwann als Stück aufführen.
Eine Fabel für den Frieden
Baldes „Froschmäusekrieg“ ist eine Persiflage auf den Trojanischen Krieg, so Goerge. Ursprünglich schreibt er sie für den Prinzen beziehungsweise für seine Schüler in München und macht daraus ein Antikriegsstück, das sich auf den 30-Jährigen Krieg bezieht. „Sie war auf Latein, genau genommen aber, stammt sie von Homer“, führt Goerge aus. Durch Zufall stößt der Theatermacher auf den Text. Sein Bruder, ehemaliger Schüler am Domgymnasium, schreibt seinerzeit eine Facharbeit über den Froschmäusekrieg und übersetzt den Text aus dem Altgriechischen ins Deutsche: „Irgendwie ist mir das jetzt wieder eingefallen und so habe ich die Verbindung zu Erching entdeckt“, meint Goerge. Unter den Zuschauern weilt Ex-Rathauschef Josef Niedermair mit Frau Petra und Enkeln. Er zeigt sich begeistert: „Großartig, wie so ein Stoff Kindern vermittelt wird. Das ist schon toll. Wir können uns freuen, solche tollen Künstler am Ort zu haben.“ Direkt im Anschluss arbeiten Goerge, von Wins und Genin unter Hochdruck an einem neuen Projekt „Das ECHO von TROJA“, das weitere Aspekte der Lebensgeschichte von Jacob Balde beinhaltet. Es kommt bereits Mitte Mai auf die Bühne in Freising.
Für Sie berichtete Manuela Praxl.