Der Ausverkauf bei Grundner Eisenwaren läuft auf Hochtouren

Kategorie: Aktuelles

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Ein Original hört auf. Franz Grundner in seiner Welt zwischen Schrauben und Werkzeug.

Ein Urgestein geht in den Ruhestand

Er ist so etwas wie ein „Tante Emma“-Laden für professionelle oder Hobbyhandwerker: Seit Jahrzehnten sind die Geschäftsräume „Eisenwaren Grundner“ die Anlaufstelle für Tüftler und lassen deren Herzen einen Takt schneller schlagen, denn dort scheint es nichts zu geben, was es nicht gibt. Um den gemütlichen Korb von Hündin Greta, stapeln sich unzählige kleine Kästen in Regalen, gefüllt mit jeder nur erdenklichen Schraube, an den zig Haken an langen Lochplattenreihen hängen dazugehörige Schraubendreher und Werkzeug aller Art, engagierte Gärtner haben die Qual der Wahl und können vom eisernen Rechen über die Spitzschaufel bis zum Akkumäher alles für den gepflegten englischen Rasen erstehen, dazu reicht das Sortiment von der Mistgabel über die Furchenschaufel bis zu Tierfutter, Batterien, Lacke, Arbeitshandschuhe, Zuleitungen für den Hausbau und vieles mehr. „Wenn was im Laden gefehlt hat, bin ich in der Mittagspause schnell nach Freising und habe es besorgt“, sagt Franz Grundner schlicht. Und für alle Artikel hat der 72-Jährige die Preise im Kopf. Sogar für die, die keine Abnehmer mehr finden, wie Tränkeeimer, Kuhketten und Werkzeug, um Horn zu schneiden. „Hier gibt hier es ja keine Kühe mehr, viellecht muss ich damit nach Miesbach“, überlegt Grundner.  Als sei das alles nicht genug, können seine Kunden einen Paketservice in Anspruch nehmen, Radl kaufen oder reparieren und Schlüssel nachmachen lassen. Stammkunden genießen darüber hinaus ein Privileg, das heute längst nicht mehr alltäglich ist: Sie können anschreiben lassen, wenn der Geldbeutel gerade zuhause liegt. „Ich habe Elektromechaniker gelernt. Hier ist alles mit dabei, was man braucht, egal was. Ich kann auch alles, was es so gibt, reparieren. Die Baumärkte haben das, was die Leute nicht brauchen und die Verkäufer verstecken sich, wenn ein Kunde kommt, nicht, dass sie etwas Verkehrtes sagen“, meint Grundner, grinst dabei vielsagend und verrät augenzwinkernd ein „Geschäftsgeheimnis“: „Hier kommen oft Frauen rein, weil der Mann nicht weiß, was gebraucht wird. Die sind feige, da schickt er die Frau.“

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Auf Umwegen

Es ist die Liebe zum Technischen, die ihn bis heute antreibe, sagt Grundner: „Es hat mir immer Spaß gemacht helfen zu können. Schon als ich ein Bua war, habe ich immer alles zerlegt. Das erste war ein Raupenschlepper mit Batterie“, erinnert sich der Ladeninhaber mit einem spitzbübischen Lächeln an seine Kindheit. Der gebürtige Hallbergmooser absolviert nach seinem Abschluss an der alten Volkschule zunächst eine Lehre zum Elektromechaniker in München-Sendling. „Damals war ich ab 5.40 unterwegs bis abends um 7 Uhr. Ich war noch nicht motorisiert, das war eine halbe Weltreise mit dem Bus nach Freimann, dann weiter zum Parzival-Platz, von dort zum Karlsplatz und weiter mit der 11-er Straßenbahn nach Sendling“, blickt Grundner auf seine Berufsanfänge zurück. Später arbeitet er fünf Jahre bei einem Unternehmen, das Schalensitze vertreibt und übernimmt Verantwortung bevor er in den späteren 1980-er Jahren bei einer Computerfirma landet: „Das war die Firma Tandem-Computers, die hatten alles doppelt auch den Magnetspeicher, wenn einer ausfällt. Die haben wir an die US-Navy ausgeliefert, das war schon spannend.“ Anfang der 1990-er Jahre schließt die Firma beinahe über Nacht, Grundner steht auf der Straße: „Ich habe meinem Spezi Peter Maier davon erzählt, der hierher geheiratet hatte. Der sagte darauf: „Hilf´ mir im Laden bis ich jemanden dafür finde.“ Das bisserl Helfen waren schnell drei Jahre und dann fragte er, ob ich es nicht ganz übernehmen wolle. Ich habe geantwortet: „Dann übernehme ich es halt!“. Das war 1994. Und seither haben wir immer alles hinbekommen.“

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Schlussstrich nicht einfach

Franz Grundner, der im Dezember seinen 73. Geburtstag feiert, ist ein Original in jeder Beziehung. Jetzt will der Großvater dreier Enkelkinder, Sophie, Max und Leo, nach 30 Jahren sein Geschäft schließen – eine Entscheidung, die dem Vollblut-Bastler nicht leichtfällt, wie er offenbart: „Es ist schon schwer aufzuhören, weil das meine Welt ist und es ist schlecht zu sagen, ob es der richtige Zeitpunkt ist. Ich bin es gewöhnt jeden Tag hierher zu gehen, mittags nachhause, danach wieder hierher. Das hat einfach alles gepasst. Aber, wenn ich nur an mich denke, muss ich schon sagen, dass es besser ist aufzuhören, ich will mich ja nicht mit der Bahre raustragen lassen.“ Vier Monate verbleiben ihm und seiner Mitarbeiterin Irene Schimpf noch, um das Inventar zu verkaufen. „Es war eine gute Zusammenarbeit in den 32 Jahren, denn wir haben schon vor der Geschäftsübernahme zusammengearbeitet“, betont Irene Schimpf „Generell wussten wir, was da ist, aber der Chef hat ohnehin hier immer alles gefunden. Ich bin seit einigen Jahren in Rente, von daher passt es, jetzt aufzuhören.“

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Kein Stillstand

Es ist ein Abschied von Gewohntem auf Raten, auch privat, erzählt der begeisterte Radler, Gassigeher und Schütze, der in drei Schützenvereinen Mitglied ist und als erster im Landkreis „hundert Ringe auf einem Streifen geschossen“ habe. „Mein Motorrad, eine Honda Boldor, habe ich auch schon verkauft, an der habe ich immer dran rumgeschraubt. Inzwischen ist mir Motorradfahren aber zu gefährlich.“ Von seinen Stammkunden höre er immer wieder, wie schade es sei, wenn er jetzt aufhöre: „Aber ich lasse mich nicht überreden, sonst schießt mich meine Frau den Mond hoch“, meint Grundner lachend.  Die Füße allerdings hochlegen, sei eher nicht sein Ding. „Ich weiß jetzt zwar noch nicht, was ich dann mache, aber ich habe zuhause viel Arbeit. Meine Frau Cornelia hat mir schon gesagt, was wir als Erstes machen. Jetzt haben wir gerade 50 Meter Buchs ausgerissen, weil der Zünsler drin war. Wir haben genug zu tun, denn Nichts zu tun? Nein, da bin ich kein so ein Mensch.“

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„Wenn was im Laden gefehlt hat, bin ich in der Mittagspause schnell nach Freising und habe es besorgt“

Die Baumärkte haben das, was die Leute nicht brauchen und die Verkäufer verstecken sich, wenn ein Kunde kommt, nicht, dass sie etwas Verkehrtes sagen“

„Hier kommen oft Frauen rein, weil der Mann nicht weiß, was gebraucht wird. Die sind feige, da muss die Frau kommen.“

„Meine Frau Cornelia hat mir schon gesagt, was wir als erstes machen. Jetzt haben wir gerade 50 Meter Buchs ausgerissen, weil der Zünsler drin war. Wir haben genug zu tun. Nichts zu tun? Nein, da bin ich kein so ein Mensch.“

Franz Grundner.

Für Sie berichtete Manuela Praxl. 

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